Die stille Hüterin der Wacholderheide


Die Heideblütezeit neigt sich dem Ende zu. Noch liegt ein zarter Hauch von Violett über den Wacholderheiden von Ellerndorf, doch die Farben beginnen langsam zu verblassen. Es ist die Zeit des Abschieds, die Zeit, in der die Elfe Eryndis sich zurückzieht in ihre eigene Welt, bis die Heide sie im nächsten Jahr wieder ruft.



Eryndis, die Tochter der Heide, ist seit jeher die Hüterin dieser Landschaft. In den Wochen der Blüte erscheint sie aus den verborgenen Toren der Elfenwelt und durchstreift die Heide. Mit leichten Schritten wandelt sie zwischen den Wacholderbüschen, ihre Hände berühren sanft die Zweige und Blüten, als würden sie ihnen Kraft schenken. Ihre Aufgabe ist still und dennoch von unschätzbarer Bedeutung. Sie sorgt dafür, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Dass die Heide gepflegt wird. Dass sie wachsen und blühen kann. Dass Menschen ihr keinen Schaden zufügen.




Manche Wanderer berichten, sie hätten in der Stille der frühen Morgenstunden eine Gestalt gesehen, die wie ein Schimmer aus Licht durch die Heide zog. Ein flüchtiger Anblick nur, und doch voller Zauber. Wer ihr begegnet, spürt Ehrfurcht, spürt eine Ruhe, die von innen heraus wirkt. Denn Eryndis ist mehr als ein Märchen. Sie ist das lebendige Herz der Heideblüte.Nun aber ist die Zeit fast vollendet. Die Tage werden kürzer, die Luft klarer, und mit jedem Sonnenuntergang weiß die Elfe, dass sie bald zurückkehren muss. Und doch trägt sie ein Lächeln in sich. Denn auch in diesem Jahr hat sie ihre Aufgabe erfüllt. Die Heide hat geblüht, hat Menschen erfreut, hat Tiere genährt. Alles ist in Harmonie gewesen.




Eryndis verabschiedet sich leise. Sie wandelt noch ein letztes Mal durch die Heide, ihre Schritte kaum hörbar, ihr Blick voller Zärtlichkeit für jede Pflanze, für jedes Blatt. Dann schließt sich der Schleier, und die Elfenwelt nimmt sie wieder auf.Doch wer genau hinhört, der spürt auch jetzt noch ihre Gegenwart. In der leisen Melodie des Windes. Im Duft der Heide, der noch in der Luft liegt. Im Glanz der letzten Blüten, die sich der Sonne entgegenstrecken. Und gewiss, im nächsten Jahr, wenn die Heide wieder erblüht, wird Eryndis zurückkehren. Und mit ihr das Gefühl, dass diese Landschaft von etwas behütet wird, das größer ist als wir selbst.














 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vernissage im Rathaus Uelzen – voller Bewegung

Ein Tag in Hannover – Stadtabenteuer mit Kamera und Charme

Mit den Fotofreunden aus Rouen im Stadtmuseum Uelzen